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Ersatzneubau BGB Widmerstrasse, Zürich-Wollishofen

50 Genossenschaftswohnungen | eingeladener Wettbewerb, 2021



Das städtebauliche Quartierentwicklungsleitbild von Wollishofen ordnet die Parzelle den durchgrünten Wohngebieten zu. Generell, und insbesondere seeseitig, lässt die Bebauungsstruktur Blicke in die Tiefe der Baufelder zu, die Strassenräume werden durch die Baukörper lose gefasst, längere Wohnzeilen grenzen mehrheitlich stirnseitig an die Strassen, was jenen einen offenen und durchgrünten Charakter verleiht. Die Kalchbühlstrasse markiert den Übergang zwischen der westlichen Stadtkante, welche auch durch längsseitig an der Strasse stehende Zeilen ausgebildet wird, und einem wenig oder gar nicht bebauten Moränenhügel, welcher den Blick auf den Zürichsee und in die Alpen ermöglicht. Mit Ausnahme der Bestandsbauten und deren nördlichem Nachbar, lassen die östlich an der Kalchbühlstrasse liegenden Bauten den Blick auf den See und in die Ferne über ihre grosszügigen Zwischenräume zu. Die Verfasser folgen diesem Quartiergestaltungsprinzip räumlich und schlagen daher zwei Zeilenbauten vor, welche die Kalchbühlstrasse entlang des Perimeters zum See hin öffnen.


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In Zusammenarbeit mit:
Kolb Landschaftsarchitekten, Zürich

Verfahren: eingeladener Wettbewerb
Kategorie: gemeinnütziger Wohnungsbau
Auslober: Baugenossenschaft Brunnenrain
Organisation: arc consulting, Zürich






Siedlungsstruktur und Quartier

Das städtebauliche Quartierentwicklungsleitbild von Wollishofen ordnet die Parzelle den durchgrünten Wohngebieten zu. Generell, und insbesondere seeseitig, lässt die Bebauungsstruktur Blicke in die Tiefe der Baufelder zu, die Strassenräume werden durch die Baukörper lose gefasst, längere Wohnzeilen grenzen mehrheitlich stirnseitig an die Strassen, was jenen einen offenen und durchgrünten Charakter verleiht. (Vgl. Schwarzplan) Die Kalchbühlstrasse markiert den Übergang zwischen der westlichen Stadtkante, welche auch durch längsseitig an der Strasse stehende Zeilen ausgebildet wird, und einem wenig oder gar nicht bebauten Moränenhügel, welcher den Blick auf den Zürichsee und in die Alpen ermöglicht. Mit Ausnahme der Bestandsbauten und deren nördlichem Nachbar, lassen die östlich an der Kalchbühlstrasse liegenden Bauten den Blick auf den See und in die Ferne über ihre grosszügigen Zwischenräume zu. Die Verfasser folgen diesem Quartiergestaltungsprinzip räumlich und schlagen daher zwei Zeilenbauten vor, welche die Kalchbühlstrasse entlang des Perimeters zum See hin öffnen.

Baukörper und Aussenraum

Die beiden Wohnzeilen werden möglichst nahe an den Parzellenrändern platziert um einen maximalen Zwischenraum zu erreichen. Nördlich wird dabei, mittels einer leichten Diagonalbewegung im Baukörper, die Möglichkeit einer den Mehrlängenzuschlag berücksichtigenden Gebäudestaffelung genutzt. (PBG § 260ff / § 21-26 ABV) Diese Staffelung führt gleichzeitig zu einer seeseitigen Zuwendung der Südfassade. Das südliche Bauvolumen steht auf der Baulinie zur Widmerstrasse und bildet zur Kreuzung hin eine an sie adressierte Kopfbaute. Neben der horizontalen Staffelung der Bauvolumen, die im Innern zu Ausblicken in alle Himmelsrichtungen führt, erfahren sie auch eine dem Terrainverlauf folgende, vertikale Abtreppung zum See hin. Die Gebäudekörper werden damit in drei Teile gegliedert, gleich wie der genossenschaftliche Nachbar vis-à-vis an der Kalchbühlstrasse. Die beiden Bauten, mit je drei Treppenhauskernen, adressieren sich primär an die Kalchbühl- und die Widmerstrasse. Die durchgesteckten Eingangsbereiche im Erdgeschoss verbinden die Vertikalerschliessungen mit Strasse/Weg und dem zentralen Aussenraum, der als sekundäre Erschliessung genutzt werden kann, aber primär als vielfältiger Aufenthaltsraum angelegt ist. An der Kalchbühlstrasse präsentiert sich der offene Hof mit halböffentlichem Charakter, auch Passanten sollen sich hier unter Bäumen auf eine Bank setzen und den Blick über das Treiben im Hof hinweg in die Ferne schweifen lassen. Der Gemeinschaftsraum wird hier disponiert, was die Absicht der Überbauung sich zur Strasse und zur Kreuzung hin zu öffnen unterstreicht.

Aussenraum

Die beiden Neubauten bilden durch ihre Stellung zueinander mit Orientierung zum See im Zwischenraum einen durchlässigen Wohnhof für die neue Bewohnerschaft. Die Adressen der 6 Häuser befinden sich folgerichtig entlang der Widmerstrasse und andererseits an einem fussläufigen Stichweg im Norden. Bepflanzte Vorzonen säumen die Zugangsbereiche entlang der Asphaltwege. Tiefgaragenzufahrt, Veloabstellplätze, Entsorgungsstation und Besucherparkplätze werden bewusst so angeordnet, dass der zentrale Gartenraum verkehrsfrei bleibt. Entlang der Kalchbühlstrasse entwickelt sich ein gemeinschaftlicher Siedlungsplatz um den Gemeinschaftsraum im einen und dem Veloraum im anderen Kopfteil der Neubauten. Durch die Anbindung an den Strassenraum soll auch die gegenüberliegende Bewohnerschaft von diesem Angebot profitieren können.

Ein Hain aus 6 Baumhasel (Corylus colurna) spendet Schatten über einem vielseitig nutzbaren Asphaltbelag mit bespielbaren Kiesintarsien. Gleichzeitig schliesst der Baumkörper den Gebäudezwischenraum zur Strasse hin räumlich ab. Über einen kleinen Höhenversatz wird der tieferliegende Gartenraum mit Spielmöglichkeiten für Kleinkinder unter einem lichten Baumbestand aus Eichen, Hainbuchen und Linden vom Siedlungsplatz abgesetzt. Gartenausgänge aus jedem Haus führen über eine geschwungene Kieswegfigur zu den Treffpunkten im Freiraum. Eine mäandrierende Stampfbetonmauer entwickelt sich zur Sitzgelegenheit und markiert den Terrainversatz zur Blumenwiese, welche wiederum Bezug zur angrenzenden Obstwiese nimmt. Am unteren Ende, mit Blick auf den See, zeichnet die Mauer einen stimmungsvollen Gartensitzplatz mit Grillstelle für die neue Bewohnerschaft. Die Dachflächen werden ganzflächig, auch unter den aufgeständerten Photovoltaikanlagen, extensiv begrünt. Zur Erhöhung der Biodiversität sollen flache Erhebungen mit erhöhter Substratauflage und Totholzstappel für Wildbienen und andere Insekten vorgesehen werden.

Gebäudestruktur und architektonischer Ausdruck

Rückgrat der Bauen bilden die auf den Mittelachsen liegenden Treppenhaus- und Aufzugskerne in Stahlbeton. Die Brettstapeldecke werden durch sie, den Massivholznasszellen und der aus Holzelementen bestehenden Fassade getragen. Bis auf die Untergeschosse und die Vertikalerschliessungen werden sämtliche Gebäudeteile werkseitig vorfabriziert. Zum Schutz vor der Verwitterung werden die Holzelemente mit Glasfaserbetonelementen bekleidet, welche über einen Aluminiumrost befestigt werden. Diese Leichtbauelemente lassen auf den dahinter liegenden Leichtbau schliessen und verleihen den Bauten die von den Verfassern beabsichtigte Leichtigkeit im Ausdruck. Das Fugenbild der Fassadenbekleidung führt die von den flächigen Balkonbrüstungen herrührenden, horizontalen Bänder rund um das Gebäude fort. Zusammen mit den grosszügigen Verglasungen im Bereich der Balkone, entsteht so das Gesamtbild von horizontal geprägten Gebäuden, welche die Blicke wandern lassen und in die Ferne weisen.

Haus und Wohnungen

Bestimmend für die Wohnungstypologie war die Absicht, in jeder Wohnung das „Durchwohnen“ und den Seeblick zu ermöglichen. Erreicht wird dies über ein Z-förmiges Raumgefüge aus Wohn- und Essbereich, welches sich von Fassade zu Fassade spannt. Zusammen mit jeweils zwei gegenüberliegenden Fassadenknicken und daran hängenden Balkonen pro Wohneinheit bieten die Grundrisse fast allen Bewohnern ein paar Stunden Abendsonne und den Blick über den Zürichsee an. Die Wohnungen sind über die schlanke Taille der Z-Raumfigur erschlossen, wo auch Wandschränke, ein Nasszelleneingang und der Eingang ins Reduit liegt. Aus der Diele kann nun wahlweise der Ess- oder Wohnbereich betreten werden, an diese Haupträume angegliedert und an der Fassade erschlossen, liegen die Schlafzimmer. Die Schiebetüren zu den Schlafzimmern ermöglichen geöffnet ein grosszügiges Raumgefüge aus Schlaf- und Wohnzimmer um den davorliegenden Balkon. Ein Schlafzimmer ist jeweils zusätzlich über das Reduit (Schaltraum mit Doppelschrank) erschlossen, so dass sich der Wohnbereich als ein zusätzliches, geschlossenes Zimmer nutzen lässt. Die grosszügigen, länglichen Balkone ermöglichen die Platzierung von Festbänken, wobei durch die richtige Ausrichtung alle Sitzenden in den Genuss der Aussicht kommen! Das Erdgeschoss verfügt über grosszügige Eingangshallen mit genügend Stauraum für Kinderwagen und Trottinett’s. Eine unterirdische Verbindung der beiden Wohnzeilen wurde bewusst vermieden, um im Parallelhof die Pflanzung von Grossbäumen zu ermöglichen.