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Wohnheim Ilgenhalde, Fehraltdorf

Wohnbauten für Kinder mit Behinderungen der Stiftung Ilgenhalde | 2. Preis selektiver Wettbewerb, 2014



In der Absicht ökonomische, aber nicht minder attraktive Neubauten zu planen, setzt das Projekt jene Qualitäten maximal in Szene, welche der privilegierte Bauplatz kostenlos zur Verfügung stellt: Viel Tageslicht und grosszügige Freiräume in Form von Gärten, sowie den Weitblick in die umliegende, mehrheitlich unbebaute Landschaft und die Voralpen. Daraus entstand die den Entwurf tragende Idee, die jeweiligen Partnerwohngruppen über Eck, bloss mit dem Aufzug, (und einem kurzen Verbindungsgang) miteinander zu verbinden. Das Resultat sind Wohngruppen, welche fast wie Einzelbauten im Garten stehen und sich somit in alle Richtungen orientieren und rundum mit Tageslicht versorgt werden.


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Verfahren: selektiver Wettbewerb 2014
Auszeichnung: 2. Preis
Kategorie: Wohnbauten, Wohnheim
Bauherrschaft: Stiftung Ilgenhalde
Organisator: Planzeit Zürich
Team: Roger Gerber und Severin Odermatt
Landschaftsarchitektur: Umland Zürich





Architektonische Absicht

In der Absicht ökonomische, aber nicht minder attraktive Neubauten zu planen, setzt das Projekt jene Qualitäten maximal in Szene, welche der privilegierte Bauplatz kostenlos zur Verfügung stellt: Viel Tageslicht und grosszügige Freiräume in Form von Gärten, sowie den Weitblick in die umliegende, mehrheitlich unbebaute Landschaft und die Voralpen. Daraus entstand die den Entwurf tragende Idee, die jeweiligen Partnerwohngruppen über Eck, bloss mit dem Aufzug, (und einem kurzen Verbindungsgang) miteinander zu verbinden. Das Resultat sind Wohngruppen, welche fast wie Einzelbauten im Garten stehen und sich somit in alle Richtungen orientieren und rundum mit Tageslicht versorgt werden. Die allseitige Orientierung der Wohngruppen wird durch die Wahl von nahezu quadratischen Grundrissen noch begünstigt. Die mit einem hellen horizontalen Kratzputz versehenen Bauten bilden für die Bewohner und das Grün des umgebenden Gartens einen freundlich anmutenden, neutralen Hintergrund. Es wird ein möglichst in sich ruhender, offener und wohnlicher Ausdruck gesucht, welcher mit der Landschaft und den freistehenden Obstbäumen der Parzelle zusammenspielt. Gleichzeitig soll die Anlage zusammen mit dem Bestand als gemeinsames Ganzes wahrgenommen werden und Vertrautheit, Ruhe, Behaglichkeit und Schutz ausstrahlen.

Disposition der Grundrisse

Wie von der Bauherrschaft gewünscht, werden die sechs Wohngruppen als Maisonetten ausgebildet und weiter zu drei Partnerwohngruppen verbunden. Die beiden Häuser einer Partnerwohngruppe überschneiden sich minimal, auf der Schnittfläche liegt ein Aufzug mit zweiseitigem Zugang, sowie ein verschliessbarer Verbindungsgang mit Stauraum. Der Kern der Wohnhäuser besteht auf beiden Geschossen jeweils aus Nasszellen, Abstellräumen und Steigzone. Radial darum werden die Wohn- und Schlafräume angeordnet. Auf beiden Geschossen wird damit ein Rundgang ermöglicht, es bieten sich einem immer zwei Wege an, um von einem Ort zum anderen zu gelangen. So können ungewünschte Begegnungen und Engpässe vermieden werden. Zum Erdgeschoss: Der Eintritt erfolgt über die durch ein Vordach und Sitzbänke von aussen erkenntliche Garderobe, welche über ein grosszügiges Fenster mit Tageslicht versorgt wird. An den nordwestlichen Fassaden liegen jeweils Ruhe- und Abstellraum, sowie teilweise das Büro. Wohn- und Esszimmer sind übereck miteinander verbunden (können auch voneinander abgetrennt werden) und grenzen beide an den überdachten Sitzplatz. Wohn- und Esszimmer erhalten so bewusst eine unterschiedliche Ausrichtung, was einerseits ein grosszügiges Wohngefühl vermittelt und anderseits ein angenehmes Nebeneinander ermöglicht. Die Küche ist optisch über Fenster mit dem Wohn- Esszimmer verbunden. Durch das südwestliche Auskragen aller Wohngruppendächer, erfahren die Sitzplätze eine Erweiterung in die Gärten. Im Obergeschoss entsteht durch die Besetzung der Mitte eine vorteilhafte Proportion der Zimmer, welche nahe am Quadrat liegt und das Manövrieren mit dem Rollstuhl begünstigt. Die Gänge werden aus drei Himmelsrichtungen mit Tageslicht versorgt, die Nasszellen erhalten Oberlichter. Vor dem Aufzug ist mit 2.5 m Gangbreite viel Platz vorgesehen, um das Warten möglichst angenehm zu gestalten und den Transport von Möbeln zu vereinfachen. Fenster direkt bei den Aufzügen verkürzen die Wartezeiten zusätzlich. (Sämtliche Fenster sind erst ab 50 cm ab Fertigboden verglast). Das Haus der Therapeutischen Wohnschulgruppe folgt einem ähnlichen Dispositionsprinzip. Sie liegt nahe dem Schulungszentrum und ihre Schulräume orientieren sich auf den Pausenplatz, sind allerdings durch ein vorgelagertes Mäuerchen von störenden Einblicken geschützt. Um das Volumen der übrigen Wohngruppen beizubehalten, werden das Reduit und das Büro ins Obergeschoss verlegt. Gegen Westen hin erhält die TWSG einen besonders grosszügigen Bereich vor dem Aufzug, der als zusätzlicher Aufenthaltsbereich genutzt werden kann. Optional kann an dieser Stelle später bei Bedarf ein fünftes Zimmer ergänzt werden, der Grundriss ist entsprechend ausgebildet. Die gemeinsam genutzten Lagerräume kommen im Untergeschoss der TWSG zu liegen und sind über einen direkten Zugang zum Lift unabhängig von aussen erschlossen. Der Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter, der Lagerraum der Waldgruppe und der Snoezelenraum kommen in einem eingeschossigen Pavillion in direktem Bezug zu TWSG, Schulhaus und Verkehrsaal zu liegen.

Statik

Die Tragkonstruktion der Wohngebäude ist komplett in Massivbauweise vorgesehen. Alle erdberührten Aussenbauteile im Untergeschoss werden in Stahlbeton und wasserundurchlässig als sogenannte “Weisse Wanne” ausgeführt. Die Decken werden als Flachdecken in Stahlbeton ausgebildet, welche hauptsächlich auf tragenden Innenwänden aus Backsteinmauerwerk und Aussenwänden aus Einsteinmauerwerk zu liegen kommen. Eine Ausnahme bilden die Wände des Liftkerns, zwei Wandscheiben im Gebäudeinneren und zwei Wandscheiben im Bereich der Auskragung über den Gartensitzplätzen pro Wohnhaus. Diese übernehmen einen Grossteil der horizontalen Aussteifung für Erdbeben- und Windlasten und dienen als Abfangkonstruktion für die Auskragung im Bereich der Gartensitzplätze. Bei einem gut tragfähigen Baugrund können die Gebäude flach auf einer Bodenplatte in Stahlbeton gegründet werden. Aufgrund der unterschiedlichen Gründungskoten der beiden Gebäudeteile pro Wohnhaus muss bei dem nicht unterkellerten Gebäudeteil die, voraussichtlich nicht tragfähige, Deckschicht überbrückt werden, um ein unterschiedliches Setzungsverhalten der beiden Gebäudeteile zu vermeiden. Das kann mit Hilfe von einfachen Magerbetonstempeln bis auf die tragfähige Moräne erfolgen. Eine Weiterverwendung der bestehenden Kellerräume wäre aus ökologischer Sicht zwar sinnvoll - die Nachteile überwiegen jedoch: Anschlüsse, Dichtigkeit, Garantien, Bauzeit, Kosten etc.

Technikkonzept

Die drei Partnerwohngruppen werden über erdverlegte Fernleitungsrohre an die bestehenden Pelletheizung im Wirtschaftstrakt angeschlossen - pro Partnerwohngruppen besteht eine gemeinsame Unterstation Heizung in den Untergeschossen, kombiniert mit einem Boiler zur Brauchwassererzeugung. Daraus ergeben sich - im Vergleich zu einer zentralen Lösung - Vorteile bezüglich Wasserhygiene, sowie geringerer Verteilverluste. Eine Vorwärmung des Brauchwassers mittels Sonnenkollektoren wäre bei diesem Konzept möglich, wird jedoch im Hinblick auf die relativ hohen Investitionskosten nicht vorgeschlagen. Alle Neubauten werden über eine Niedertemperatur-Bodenheizung beheizt. Daraus resultiert eine hohe Behaglichkeit für die Bewohner und ein vergleichsweise geringer Energieaufwand im Betrieb, was sich positiv auf die Kosten auswirkt.







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